Wenn man ein Instrument direkt bei einem Ukulelenbauer bestellt, ist das immer etwas Besonderes. Noch aufregender wird es, wenn man seinen Traum nach den eigenen Vorstellungen in Auftrag gibt. Ob das Ergebnis glücklich macht, hängt von vielen Faktoren ab.

Tom Ziegenspeck war mit 22 Meister des Zupfinstrumentenbaus
Wer mit dem Ukulele spielen beginnt und dabei bleibt, begibt sich rasch auf die Suche nach dem perfekten Instrument. Nachdem man günstige und höherpreisige Serienproduktionen kennen und schätzen gelernt hat, folgt früher oder später der Gang zum Ukulelenbauer. Auf meiner bisherigen Reise habe ich eine ganze Reihe handgefertigter Instrumente (teils neu, teils gebraucht) erworben und auch individuell bauen lassen – mit ganz unterschiedlichem Ergebnis. Um nicht enttäuscht zu werden, gilt es, ein paar Dinge zu beachten.
 

Schön oder schön klingend?

Die erste eigens in Auftrag gegebene Ukulele lädt dazu ein, sein Instrument möglichst individuell zu gestalten. Die Qual der Wahl weckt Begehrlichkeiten. Ein Schallloch extra, eine ungewöhnliche Holzkomibation oder eine spezielle Korpusform sind Wünsche, die man sich gern erfüllt. Doch obgleich viele Ukulelenbauer König Kunde keine Bitte abschlagen, ist Vorsicht geboten. Nur die Wenigsten können auf den Erfahrungsschatz eines Claus Mohri oder Pete Howlett zurückgreifen.
 
Auch ist nicht jeder wie Tom Ziegenspeck bereits im Alter von 22 Jahren Meister des Zupfinstrumentenbaus. Viele Ukulelenbauer sind Hobbybauer und haben sich ihr Handwerk im Selbststudium und nach der Versuch-und-Irrtum-Methode beigebracht. Liam Kirby von Wunderkammer Instruments ist Musiker; Volker Grass von Bugle-Ukulele Maschinenbautechniker. Das sagt erst einmal nichts über die Qualität der Ukulelen aus. Dennoch wird man selbstverständlich nicht über Nacht zum Profi und benötigt seine Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, Abläufe zu verinnerlichen und Routine zu bekommen.
 
Wer eine Ahorndecke verbaut, sollte wissen, was das für die Beleistung bedeutet, und auch, wer mit Schellack hantiert, sollte das nicht zum ersten Mal tun. Dass man bei einer Sonderanfertigung experimentieren möchte, ist völlig natürlich. Dennoch sollte man seine Extrawünsche immer hinterfragen und im Zweifelsfalls auf die Meinung des Meisters vertrauen. Eine Ukulele, die extravagant aussieht, ist toll. Ein Mauerblümchen, das hinreißend klingt, stets die bessere Wahl.
Claus Mohri ist einer der besten Ukulelenbauer
Gekonnt oder gewollt?
Die Preise für eine handgefertigte Ukulele variieren, auch bei scheinbar identischer Ausführung. Für ein einfarbiges Binding beispielsweise verlangt Ukulelenbauer A unter Umständen deutlich mehr als Ukulelenbauer B für die Luxusvariante. Meine Erfahrung ist, dass Qualität kostet und ein höherer Preis in der Regel durchaus gerechtfertigt ist. Selbst Ukulelen von Chuck Moore sind, angesichts der aufwendigen Einlegearbeiten und Verzierungen, ihren Preis im mittleren bis hohen vierstelligen Bereich durchaus wert. 
 
Gut abgerichtete Bundstäbchen, eine perfekt eingelassene Rosette und ein samtig-weiches Finish sind keinesfalls selbstverständlich. All das kostet Zeit und damit Geld, auch für das passende Werkzeug. So sind viele Verarbeitungsmängel nicht die Folge schlampigen Arbeitens, sondern schlicht zurückzuführen auf fehlenden Platz (z. B. ein eigener staubfreier Raum für das Lackieren) oder fehlendes Werkzeug (z. B. eine passende Reibahle für die Installation bestimmter Mechaniken).
 
Wer also eine Ukulele sucht, die nicht nur toll klingt, sondern auch perfekt verarbeitet ist, sollte von vornherein etwas mehr investieren. Vor allem, wer ein bestimmtes Budget nicht überschreiten möchte, muss notfalls auf ein paar Extras verzichten, damit er sich im Nachhinein nicht über kleine Ungenauigkeiten ärgert.
 

In keinem Fall zu verzeihen ist eine mangelhafte Intonation. Wenn auch ein Saitenwechsel keine Verbesserung bringt, sollte das Instrument umgehend reklamiert werden. Ein erfahrener Ukulelenbauer kann häufig schon mit wenigen Handgriffen an Steg und Brücke für Ordnung sorgen. Anders sieht es aus, wenn an entscheidenden Stellen geschlampt wurde, z. B., wenn die Bundstäbchen in falschen Abständen auf das Griffbrett montiert wurden.

 

Über allem steht der Klang

Das alles kann getrost in Kauf genommen werden, wenn der Klang stimmt. Kosmetische Mängel sind kein Weltuntergang und können, je nach Instrument, sogar charmant sein. Nichts ist schöner als das eigens für sich angefertigte Instrument zum ersten Mal in die Hand zu nehmen und in neuen Klangwelten zu versinken.
 
Anders als eine perfekte Verarbeitung ist ein bestechender und charakteristischer Klang nämlich schon für weniger Geld zu haben. Solange dieser und die Spielbarkeit stimmen, sollte man gelassen über den ein oder anderen Makel hinwegsehen. Anstatt sich seine neue Liebe von Nörglern madig reden zu lassen, sollte man schlicht genießen und in einem stillen Moment auch die unermüdliche Hingabe und Mühe des Erbauers honorieren. Der hat, so viel ist sicher, auch für ein nicht perfektes Binding eine Menge Schweiß und Tränen gelassen. Nur, um dem Spieler ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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1 Comment to “ Was man beim Gang zum Ukulelenbauer bedenken sollte”

  1. Sam sagt:Antworten

    Ist wie Gleitschirmfliegen :-). Alles drin…

    PS: super gemacht, Deine Seite

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