Instrumente aus Kunststoff gibt es schon lange. Neu ist, dass sie genauso gut klingen können wie aus Holz. Blackbird Guitars kombiniert modernste Materialien und einen ausgeklügelten Prozess mit traditionellem Handwerk. Das Ergebnis ist eine fast perfekte Ukulele aus Carbon.

Die Ukulele boomt. Nicht erst seit das hawaiianische Schwergewicht Israel Kamakawiwo'ole mit seiner Interpreta­tion von Somewhere Over The Rainbow posthum einen Hit landete, ist das klei­ne Instrument zurück. Amazon steigerte seine Ukulelenverkäufe zwischen 2012 und 2013 um das Zwölffache und im 1. Deutschen Ukulelenclub, der im Jahr 2015 sein Zehnjähriges feier­te, tummeln sich weit mehr als 4.000 Mitglieder. Die Einstiegsdroge ist häufig aus Plastik. Spielbare Anfängerukulelen gibt es ab 30 Euro. Wer dabei bleibt, investiert schnell mehr. 

Instrumente aus Kunst­stoff sind auf den weltweit organisier­ten Ukulelefestivals und -stammtischen eher die Seltenheit. Hier und da sieht man eine alte T.V. Pal-Ukulele von Maccaferri aus den Fünfzigern; in letzter Zeit auch vermehrt Sopran- und Konzertukulelen aus der Waterman-Serie von Kala. Die hochwertige Ausnahme machen seit einigen Jahren Modelle der Mar­ke Blackbird Guitars. Angesichts immer mehr Restriktionen für die Verarbeitung von Tropenhölzern im Instrumentenbau, ein unterstützenswertes Vorhaben.

Carbon auf Naturbasis

Mit Wurzeln im Produktdesign und langjähriger Erfah­rung im innovationsgetriebenen Silicon Valley baut das Unternehmen aus San Francisco seit 2007 Profi-Instrumente aus Carbonfaser. Seit 2013 gibt es auch Ukulelen im Sortiment, die aus einem neuartigen Verbundstoff auf natürlicher Basis produziert werden. Mit den bun­ten Ukulelen vom Discounter haben die Instrumente nur die vier Saiten gemein­sam. Mit 1.300 Dollar ist das günstigste Modell teurer als ein handgebautes Ins­trument aus Hawaii. Der hohen Summe zum Trotz entscheiden sich immer mehr für die künstliche Neuheit. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Mit einem Instrument von Blackbird erhält man ein robustes Hightech-Produkt, das gleichzeitig an die komplexen Klangeigen­schaften eines über Jahre gereiften Holzinstruments heranreicht.

Besser als Holz?

Ekoa heißt der ultraleichte Werkstoff, den das Team um Unternehmensgrün­der Joe Luttwak nach zweijähriger Ent­wicklung als Patent anmeldete. Der Name geht zurück auf die nur in Hawaii heimische Koa-Akazie. Wegen seiner teils abenteuerlichen Maserung gehört die Holzart bei hochpreisigen Ukulelen bis heute zum Standard. Anders als Holz ist das Material jedoch auch unter extremen Witte­rungsbedingungen einsatzfähig. Auf der Facebook-Seite von Blackbird teilen Fans aus aller Welt ihre Fotos vom Musi­zieren bei Wind und Wetter. Im Gegen­satz zu Holzinstrumenten, die je nach Maserung oder Natureinwirkungen im Klang stark variieren können, sind die Vibrationseigenschaften der Blackbird-Ukulelen konstant. Ekoa liefert gleichbleibende Qualität bei kaum vorhandener Seri­enstreuung.

Der perfekte Prozess

Das erreicht man mit Hilfe eines ausgeklügelten Produktionsprozesses, der über den traditionellen Instrumentenbau weit hinausgeht. Anstatt zu sägen und zu hobeln beginnt die Konstruktion am Computer: Auf Basis von Skizzen und Entwürfen wird eine virtuelle CAD-Zeichnung erstellt und mit Hilfe einer CNC-(Werkzeug-)Maschine zu einem exakten Mo­dell geformt. Im nächsten Schritt wird wie bei einem Gipsabdruck ein Negativ der Form erzeugt und ein erster Prototyp produziert. Für den Boden und die Zargen aus einem Guss werden circa 70 Lagen des Fasermaterials übereinandergeschichtet.

Die Decke mit dem Schallloch sowie das Griffbrett werden wie beim Bau aus Holz separat angefer­tigt und später miteinander verbunden. Den Zusammenbau sowie das exakte Einstellen für eine optimale Bespielbarkeit überneh­men professionelle Gitarrenbauer. Ekoa eröffnet dabei ganz neue Design-Möglichkeiten. So verfügen alle daraus gefertigten Instrumente über einen hohlen Hals sowie ein zweites Schallloch an der Kopfplatte. Auf diese Weise vibriert beim Zupfen der Saiten nicht nur die Schalldecke, son­dern das gesamte Instrument. Über das zweite Schallloch gelangt der Ton durch das Austreten auf Kopfhöhe direkt zum Spieler.

Aktives Qualitätsmanagement

Einen wichtigen Beitrag für die hohe Qualität der aufwändig gefertigten Instrumente liefert ein konsequent gelebtes Qualitätsmanagement. Schon während der Ekoa-Produktion profitiert man bei Blackbird von den hohen Dokumentationsstandards der Lieferan­ten aus der Luft-und Raumfahrtindus­trie. Dieser Anspruch wird während der eigentlichen Produktion weitergeführt. So gibt es für jedes Instrument ein zentrales Dokument, in dem jeder Mitarbeiter den jeweils auszuführenden Prozessschritt abhakt. In wöchentlichen Stand-up-Meetings werden mit dem ganzen Team aktuelle Qualitätsfragen diskutiert und Vorschlä­ge für die kontinuierliche Verbesserung von Produkt und Prozessen abgestimmt.

Um fortlau­fend Beiträge zu liefern, setzt man auf ein Online-Tool für das kollaborative Bearbeiten von Dokumenten. Damit können alle Verantwortlichen jederzeit Verbesserungsvorschläge einbringen und mit Kollegen teilen; gearbeitet wird gemeinsam und bei Bedarf in Echtzeit an einem einzigen Dokument. Bei größeren Problemen setzt man auf die systema­tische Untersuchung des Fehlers mit Hilfe von CAPA (engl. Corrective And Preventive Actions). Die vor allem in der Medizintechnik verbreiteten Korrektur- und Vorbeuge­maßnahmen sollen das erneute Auf­treten von Abweichungen verhindern. Das Sahnehäubchen ist die strukturierte Qualifizierung aller Mitarbeiter nach den Methoden Six Sigma und Lean Manufacturing.

Einsatz in anderen Branchen

Über den Instrumentenbau hinaus ist Ekoa heute in vielen Bereichen im Einsatz. So wird das Material auch für Snowboards, Bootspaddel und in der Automobilindustrie eingesetzt. Allesamt Bereiche, in denen die Produkte auch unter extremsten Umweltbedingungen einsatzfähig sein müssen. Gute Gründe also, um den Kauf einer weiteren Ukulele zu recht­fertigen: Ekoa verstimmt nicht, modert nicht und rostet nie. Mit einer Blackbird-Ukulele aus Kalifornien anstatt Hawaii verliert das ohnehin mo­bile Instrument selbst an den wärms­ten, kältesten und trockensten Orten der Welt nicht an Stimme. Auch nicht jenseits des Regenbogens.

Ein Klangbeispiel erster Güte der Konzertukulele Blackbird Clara gibt es wie immer bei den Kollegen von The Ukulele Site:

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